FDJ, Pionierorganisation, vormilitärische Erziehung und Ausbildung, GST, SED und „Blockparteien“,… – welcher Jugendliche weiß damit etwas anzufangen?
Diese Begriffe sind der älteren Generation durchaus noch im Gedächtnis, haben sie doch einen jeden DDR-Bürger geprägt. Wenn dann das Wort „Stasi“ fällt, kommt es oftmals zu kontroversen Diskussionen. Viele ehemalige Bürger der DDR wussten zwar, dass es diese restriktive Institution gab, doch nur wenige Menschen mussten mit dem Ministerium für Staatssicherheit direkte Bekanntschaft machen. Dabei war die Staatsicherheit stets präsent! Den meisten Bürgern war bewusst, dass sie überwacht, beobachtet und kontrolliert wurden, dass es außerdem unmöglich war einzuschätzen, wer als offizieller oder auch inoffizieller Zuträger Gesprächsinhalte, Reiseziele, Postkontakte und – natürlich – politische Gesinnungen, Meinungen sowie religiöse Zugehörigkeiten an die Verbindungsoffiziere weitergab.
Die Tragweite der Überwachung und die Methoden der Bespitzelung bis hin zu den menschenverachtenden Vorgehensweisen im Zusammenhang mit der politischen Haft wurden erst mit der Aufarbeitung des Themas nach dem Jahr 1989 offenkundig. Noch heute kann diese Aufarbeitung nicht als abgeschlossen betrachtet werden. Zu viele Verletzungen der Persönlichkeitsrechte, zu viele Spätfolgen und traumatische Erlebnisse sind noch nicht aufgearbeitet. Dennoch – so scheint es zumindest und der Spruch „Die Zeit heilt alle Wunden“ hat auch hier seine Gültigkeit – gerät dieses schlimme Kapitel der deutschen Geschichte allmählich in Vergessenheit.
Um diesem Vergessen vorzubeugen und um unseren Jugendlichen aufzuzeigen, dass permanente Überwachung, verordnete Gesinnung und alle Versuche, Menschen regelrecht zu brechen und sie mit den restriktivsten Methoden in die Knie zu zwingen, in einer Demokratie keinen Platz haben, besuchten die Schülerinnen und Schüler der BVJ-Klassen des BSZ „Julius Weisbach“ und der Berufsbildenden Förderschule, Bergstiftsgasse 1, am Donnerstag, den 11.06.2015 die Gedenkstätte „Bautzner Straße“ in Dresden.
Während der knapp zwei Stunden dauernden Führung durch die Räumlichkeiten des ehemaligen Untersuchungshaft-Gefängnisses der Staatssicherheit Dresden konnten die Jugendlichen Eindrücke sammeln und sich zeigen lassen, unter welchen Bedingungen die politischen Gefangenen während ihrer mitunter bis zu mehreren Monaten dauernden Haft leben mussten und welchen Repressalien sie ausgesetzt waren. Besonders beeindruckend war bereits, welche Wege und Prozeduren sie bei ihrer Inhaftierung über sich ergehen lassen mussten.
Es war für die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler eine interessante und gelungene Veranstaltung, die deren Horizont um einen wichtigen Teil der jüngeren Zeitgeschichte unseres Landes erweitert hat.
Eine Investition in Wissen bringt noch immer die besten Zinsen. (B. Franklin)